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Palantir, die Datenkrake aus dem Umfeld der Trump-Administration, zieht es nach Europa

Das Datenanalyse-Unternehmen, bekannt durch sein Mitwirken an der Abschiebe-Maschinerie der US-Regierung, stößt mit einer aggressiven Expansionsstrategie auf den europäischen Kontinent vor. Wer sind seine Kunden?

Gegründet wurde Palantir bereits 2004, also drei Jahre nach den Anschlägen des 11. September, um den Geheimdiensten bei der Verwaltung ihrer wachsenden Datensammlungen unter die Arme zu greifen. Es ging darum, potentielle Bedrohungen frühzeitig zu identifizieren, um Anschläge zu verhindern. Angeblich war es Technik von Palantir, mit der 2011 der Aufenthaltsort von Osama Bin Laden ermittelt werden konnte, woraufhin dieser von US-Spezialkräften ermordet wurde. Aber ebenso gut kann es sein, dass einfach Bestechung im Spiel war und die USA sich von Mitarbeitern pakistanischer Behörden haben helfen lassen.

Spektakulären Gerüchten über die Leistungsfähigkeit seiner Produkte zum Trotz hat Palantir bislang keine Gewinne erzielt. Das Unternehmen ist schlicht nicht profitabel, vor allem, weil es seine Produkte für jeden neuen Kunden individuell anpassen muss und deshalb nicht von Skalierungseffekten profitieren kann. Ein 2017 eingeführtes neues Produkt namens Foundry soll dieses Problem nun lösen. Und Europa fungiert als Testmarkt für das neue Produkt..


Die Palantir-Software ist relativ simpel. Das Unternehmen wirbt zwar damit, es könne „Daten-Abfälle in Goldminen“ verwandeln. Tatsächlich stellt es aber nur eine Benutzeroberfläche zur Verfügung, über die die Kunden auf ihre eigenen Datenströme zugreifen können. Dabei setzt die Software auf bereits bestehende Technologien auf, wie etwa auf Apache Spark, ein Framework für Cluster-Computing. Keine künstliche Intelligenz, kein automatisiertes Lernen, keine Zauberei – so fasste es 2016 ein Mitarbeiter des Unternehmens zusammen. Auch wenn jemand, der nicht mit allen Produkten im Einzelnen vertraut ist, eine solche Aussage kaum wird belegen können, ist die relativ begrenzte Leistungsfähigkeit der Software möglicherweise ein ausschlaggebender Grund dafür gewesen, dass sich in den letzten Jahren Kunden wie American Express oder Coca-Cola von Palantir abgewandt haben. Einige sind wohl auch wegen geringerer Preise zur Konkurrenz abgewandert, etwa zum irischen Wettbewerber Siren.io. Das behauptete 2017 jedenfalls dessen Mitgründer Giovanni Tummarello.


Von Nicolas Kayser-Bril Recherche Unternehmensdaten: Boris Kartheuser

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