Ethische Richtlinien des größten technischen Berufsverbands der Welt zeigen kaum Wirkung
Der weltweit größte Berufsverband von Ingenieur*innen hat im März 2019 seine Ethikrichtlinien für automatisierte Systeme veröffentlicht. Eine Auswertung von AlgorithmWatch zeigt, dass Facebook und Google diese noch nicht anerkannt haben.
Anfang 2016 startete der Fachverband IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) eine “globale Initiative zur Förderung der Ethik in der Technik”. Nach fast drei Jahren Arbeit und mehrfachen Runden des Austauschs mit Expert*innen zu diesem Thema erschien im vergangenen April die erste Ausgabe von Ethically Aligned Design, einer 300-seitigen Abhandlung über die Ethik automatisierter Systeme. (Die deutsche Übersetzung der Zusammenfassung finden Sie hier.)
Die im Bericht veröffentlichten allgemeinen Grundsätze legen den Schwerpunkt unter anderem auf Transparenz, Menschenrechte und Rechenschaftspflicht. Damit unterscheiden sie sich nicht wesentlich von den 83 anderen ethischen Richtlinien, die Forscherinnen und Forscher des Health Ethics and Policy Lab der ETH Zürich in einem Artikel in Nature Machine Intelligence im September veröffentlicht haben. Ein wesentlicher Aspekt unterscheidet IEEE jedoch von anderen Think-Tanks. Mit über 420.000 Mitgliedern ist sie die weltweit größte Ingenieurvereinigung und hat ihre Wurzeln tief im Silicon Valley. Vint Cerf, einer der Vizepräsidenten von Google, ist ein IEEE “Life Fellow”.
Da die IEEE-Prinzipien als “Schlüsselreferenz für die Arbeit von Technolog*innen” dienen sollen und viele Technolog*innen an ihrer Entwicklung beteiligt waren, wollten wir wissen, wie drei Technologieunternehmen, Facebook, Google und Twitter, diese umsetzen wollen.
Von Nicolas Kayser-Bril Ergänzende Recherche: Veronika Thiel